Am Samstag, 28. September und Sonntag, 29. September 2019, findet bei der Selfkantbahn im Kreis Heinsberg wieder das Herbst- und Erntedankfest statt. Zuckerrüben und Dünger, Kartoffeln und Kisten - alles, was heute der Lkw transportiert, wurde früher mit der Eisenbahn befördert. Die Selfkantbahn, die einzige noch erhaltene schmalspurige Dampfkleinbahn in Nordrhein-Westfalen, erinnert an diese Zeit und zeigt im Bahnhof Schierwaldenrath den Rangierbetrieb mit historischen Güterwagen. Anschließend wird der Transport durch Güterzüge auf der Schiene demonstriert, wie er noch vor 60 Jahren das Bild der rheinischen Kleinbahnen in den ländlichen Gebieten geprägt hat. So wird am Samstag und am Sonntag bei der Selfkantbahn die Vergangenheit wieder lebendig!

 

In der großen Fahrzeughalle und auf den Gleisanlagen am Bahnhof Schierwaldenrath können die Gäste die Sammlung historischer Dampf- und Dieselloks sowie Personen- und Güterwagen aus allen Epochen der deutschen Kleinbahngeschichte besichtigen.

 

Auf dem Bahnhofsgelände und in der Fahrzeughalle in Schierwaldenrath kann man regionale Produkte zu günstigen Preisen kaufen. Da gibt es Kaffee und Kuchen, Naturbürsten, Kräuter, Betonskulpturen, Honig, Grußkarten sowie Modellbahn- und Eisenbahnartikel.

 

Für das leibliche Wohl der Gäste ist bestens gesorgt. In den Buffetwagen kann man während der Fahrt mit dem Dampfzug Kaffee und Kuchen oder diverse Getränke genießen; das gleich Angebot finden Sie auch in der Fahrzeughalle und ebenso ist die Bahnhofsgaststätte „Gleis 3 – Restaurant Zur Selfkantbahn“ für den kleinen oder großen Hunger der Gäste gerüstet.

Am Samstag fahren die Dampfzüge ab 12.00 Uhr den ganzen Nachmittag und am Sonntag ab 10.15 Uhr den ganzen Tag ab Bahnhof Gangelt-Schierwaldenrath nach Geilenkirchen-Gillrath und zurück. An allen Tagen gilt ein Sonderfahrplan mit jeweils mehreren Zügen in wechselnder Zusammenstellung, wobei auch der historische Güterverkehr bei der Demonstration nicht zu kurz kommen wird. Als besonderes Bonbon bekommen wir dieses Jahr Besuch von zwei mustergültig aufgearbeiteten Güterwagen, die mit 200 Milchkannen beladen sind.

Der „Mühlenexpreß“, ein Oldtimerbus von 1953, fährt am Sonntag vom Bahnhof Schierwaldenrath aus mehrmals zu den Windmühlen in der Umgebung. Dort können die Fahrgäste die historische Technik der Mühlen kennenlernen.

Kostenlose Parkplätze stehen am Bahnhof Schierwaldenrath und in der Nähe des Bahnhofes Gillrath zur Verfügung. Eine Anmeldung ist für diese Veranstaltung nicht erforderlich.

Mit dem Herbst- und Erntedankfest endet die Fahrsaison 2019 der Selfkantbahn. Die nächsten Züge sind dann wieder zwischen dem 30. November und dem 22. Dezember 2019 für die Nikolausfahrten unterwegs. Dieses Angebot buchen Sie bitte online.

 

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Foto-Frühzug am Samstag, 28. September

Ein Highlight wird in diesem Jahr der Foto-Frühzug sein, der am Samstag das Herbstfest bei der Selfkantbahn einläutet.

Dieser richtet sich an alle Eisenbahnfans, Freunde der Foto- und Filmografie, sowie an Liebhaber deutscher Kleinbahnen der 50er und 60er Jahre.

Unter dem Motto „Mit Dampf & Diesel in den Sonnenaufgang“ bieten wir zwei besondere Zugpaare zu Beginn des Erntedankwochenendes an, die sich im Wechsel auf der Strecke zwischen Schierwaldenrath und Gillrath verfolgen und die besten Fotomotive an der Strecke der Selfkantbahn in Morgendämmerung und Sonnenaufgang in besonderem Licht erstrahlen lassen!

Lassen Sie sich die einmalige Gelegenheit nicht entgehen, vom dampfgeführten Güterzug mit Personenbeförderung (GmP) Kleinbahnflair hautnah zu erleben und einzigartige Foto- und Filmmotive vor die Linsen zu bekommen!

An den besten Foto- und Filmpunkten setzt Sie der Dampfzug ab und lässt mit Scheinanfahrten und Fotohalten so gut wie keine Wünsche offen.

Als besonderes Bonbon folgt dem Dampfzug ein Güterzug im Stil der Geilenkirchener Kreisbahn (GKB), gezogen von der letzten originalen Diesellokomotive der GKB – der „V11“ – die an diesem Tag ihren ersten, offiziellen Betriebseinsatz verrichten wird. Sie bietet neue, ungeahnte Fotomotive, auch unter dem Eindruck „Einst & Jetzt“.

Die Nutzung dieses Angebotes ist nur mit einer entsprechenden Buchung über „Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein!“ möglich. Es stehen 2 verschiedene Preiskategorien zur Auswahl bereit. Weitere Informationen finden Sie auf unserer Internetseite.

 

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Geschichte der Diesellokomotive „V11“ der Geilenkirchener Kreinsbahn (GKB):

In den fünfziger Jahren bestand bei der Geilenkirchener Kreisbahnen ein hoher Druck zur Rationalisierung ihres verbliebenen Bahn­betriebes. Die Strecke Gangelt - Tüddern war schon 1949 infolge der niederländischer Verwaltung außer Betrieb gegangen, die Strecke Geilenkirchen - Alsdorf hatte 1953 ihren gesam­ten Personenverkehr an die Konkurrenz auf der Straße verloren und war im Güterverkehr auf den Abschnitt Geilenkirchen - Immendorf reduziert worden. Auch der verbliebene Güterverkehr beschränkte sich immer mehr auf saisonale Spitzenzeiten in der Landwirtschaft. Die verbliebenen Dampflokomotiven der Bauart Mallet-Rimrott wurden damit unwirtschaftlich, obwohl sie nach 1945 nochmals grundlegend aufgearbeitet worden waren. Von der Lokomotivfabrik Klöckner-Humboldt-Deutz wurde daher 1955 ein Angebot über zwei neue Diesellokomotiven angenommen, die technisch dem bewährten Typ der Köf 2 der Bundesbahn bzw. der Reichsbahn entsprachen.

 

Auch die ebenfalls zur früheren Westdeutschen Eisenbahn-Gesellschaft (WEG) gehörende Euskirchener Kreisbahn beschaffte gleichzeitig vier Lokomotiven gleichen Typs, jedoch mit der Möglichkeit zur Steuerung zweier Loks von einem Führerstand mittels mechanischer Koppelung. Die Geilenkirchener Kreisbahnen orderte jedoch die Standardausführung des Typs KK 130.

Schon nach wenigen Jahren brachte die GKB an den Maschinen einige Anpassungen an die örtlichen Verhältnisse in Form hochliegender Pufferbohlen an. Damit war es nunmehr möglich, die Maschinen ohne Zwischenwagen mit aufgebockten Normalspurwagen zu kuppeln. Ferner erhielten die Lokomotiven Rückspiegel, um das Rangieren an der Rollbockgrube zu erleichtern. In dieser Form blieben die V 10 und die V 11 bis zum Ende des Güterverkehrs auf den verbliebenen Strecken der GKB im Einsatz. Seit 1959 hatten sie Gesellschaft in Form des zu einer Diesellokomotive umgebauten Triebwagens VT 100, der durch die 1960 vorgesehene Aufgabe des Personenverkehrs dafür entbehrlich wurde. Bereits Ende der sechziger Jahre wurde die V 10 schadhaft abgestellt.

 

In den ersten Jahren des Museumsbetriebes auf der GKB, 1969 noch durch die Vereinigung Westdeutscher Schmalspurbahnen (VWS), dann ab 1970 durch die IHS unter dem bald danach aus der Taufe gehobenen Namen Selfkantbahn, bespannte die V 11 auch die Museumszüge, bevor ab Juli 1971 die Dampflokomotive 19 zur Verfügung stand. 1973 endete der Schmalspur­betrieb der GKB, der sich zuletzt auf den Bahnhof Geilenkirchen beschränkt hatte, und die Lokomotiven gelangten über einen Hamburger Zwischenhändler an die Firma Dyckerhoff & Widmann AG zu einem Bauprojekt in Togo. Die dortige Staatsbahn besaß aus historischen Gründen gleiche technische Parameter (Spur­weite, Kupplungssystem) wie die GKB, was einen Einsatz dort vereinfachte. Togo war ab 1884 deutsches Schutzgebiet (die Bezeichnung „Kolonie“ war nicht gebräuchlich) und die dortigen Eisenbahnen ebenso wie die Geilenkirchener Kreisbahnen von dem Stettiner Bauunternehmen Lenz und Co. erbaut worden.

 

Nach Vollendung des neuen Hafens durch die DYWIDAG verblieben die Maschinen bei der Staatsbahn CFT (Chemins de fer du Togo), jedoch nur die ehemalige Lok V 11 kam als CFT H 9 noch für wenige Jahre zum Einsatz. Bereits 1985 war sie im Bahnhof Lomé abgestellt, die Schwesterlok V 10 war schon nicht mehr auffindbar. Eine Anekdote am Rande: auch bei der CFT trug die Lok stets deutschsprachige Anschriften, obwohl sie dort in grüner Farbe neu lackiert worden war, inklusive längst abgelaufener Untersuchungsfristen aus Zeiten bei der GKB! Offenbar war dem Ausführenden die Bedeutung der Anschriften nicht bewusst, er muss aber sehr gewissenhaft gearbeitet haben.

 

Im Jahr 1999 fand ein zufällig beruflich nach Togo versetzter Mitarbeiter der Selfkantbahn die Lokomotive V 11 alias H 9 immer noch abgestellt im Bahnhof Lomé vor. Nach zum Teil etwas schwierigen Verhandlungen kam es schließlich im November 2000 zu einem Kaufvertrag zwischen der IHS und der CFT über eine gebrauchte Diesellokomotive, die jedoch alles andere als betriebsfähig zu bezeichnen war.

 

Am 11. Januar 2001 traf sie wieder bei der Selfkantbahn ein, um wenigstens als Abschluss des Jubiläumsjahres der Geilenkirchener Kreisbahnen, die im Jahre 2000 einhundert Jahre alt wurden, wieder in ihre alte Heimat zurückzukehren.  Im Januar 2003 begann ihre Aufarbeitung durch Beschaffung einer normalspurigen Lok gleichen Typs als Teilespender. Die Aufarbeitung soll in ihrem letzten Betriebszustand bei der GKB erfolgen.

Am 29. März 2003 fand der offizielle Startschuss zur Restaurierung der Lokomotive „V11“ in Schierwaldenrath im Rahmen eines Pressetermines durch den Schirmherrn des Projektes, den Geilenkirchener Ratsherrn Franz-Michael Janssen, statt.

 

Nach fast 16 Jahren der Restauration (diese Arbeiten konnten immer nur erfolgen, wenn gerade keine wichtigeren Projekte anstanden – und davon hat die Selfkantbahn bekanntlich mehr als genug – hat die Aufarbeitung in den letzten Jahren, Monaten und Wochen erheblich an Fahrt aufgenommen und nun mit der technischen Abnahme ihren krönenden Abschluss gefunden.

Somit wird dieses Maschine am 28. September 2019 ihren Dienst wieder auf ihrer alten Stammstrecke aufnehmen und die Sammlung der Selfkantbahn als ganz besonderes Highlight bereichern.

 

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Auskünfte unter Tel. 02 41/8 23 69 (Geschäftsstelle Aachen der Selfkantbahn) und unter Tel. 0 24 54/66 99 (Bahnhof Schierwaldenrath) sowie per E-Mail: Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein!. Weitere Infos: www.selfkantbahn.de